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Lichthafen Geschichte: Andrith Dämmerklinge

Mehrere Wochen nach der Evakuierung des Inselkönigreichs wird die Stille endlich gebrochen. Die Nachricht einer draeneiischen Magierin verbreitet sich in ganz Azeroth und sorgt für regen Tatendrang. Die Rede ist von der Rückeroberung einer verwüsteten Insel, eines gefallenen Königreichs. Besonders in den nächsten Wochen wird der Schiffsverkehr in den neutralen Anlegepunkten des Dampfdruckkartells deutlich zunehmen. Der Grund dafür ist die Mobilisierung von mehreren, kleineren Gruppierungen aus den verschiedensten Winkel dieser Welt.

So zeichnet sich das Bild eines Blutelfen inmitten eines staubigen Gasthauses, das mit seinem Schatten vor der sengenden Hitze zu schützen verspricht, die die grelle Mittagssonne gegen den Leinenvorhang am Eingang branden lässt. Einige glimmende Kerzen auf den Tischen und am Tresen tauchen das düstere des Gasthauses in fahles Licht, werfen flackernde Schatten auf die Gesichter der Gäste und so auch auf das Gesicht des Elfen. Narben ziehen sich von seinem Hals bis über sein alterndes Gesicht hinauf und einige blutrote Strähnen verdecken den in der Dunkelheit auffällig goldgrünen Glanz seiner Augen. Kerben und Dellen schmücken die dunkle Rüstung des Sin’dorei und zwischen seinen Fingern wandert ein Gegenstand von der Größe einer Münze hin und her, während er sich mit den Gestalten an seinem Tisch unterhält, die die gebotene Szene wohl noch seltsamer erscheinen lassen.

Ein Zwerg, drei Menschen, zwei Orcs und sogar ein Dreanei leisten dem Elfen Gesellschaft, alle mit ähnlich ernster Miene und alle trotz der Hitze ähnlich schwer gerüstet. Langsam klingen die Stimmen der ungleichen Gesellschaft ab und das Gespräch endet mit einem Schnauben des Elfen, als sich dieser begleitet vom Rasseln seines Kettenhemdes von seinem Hocker aufrichtet und gefolgt von der Gruppe in Richtung Ausgang stapft. Grelles Licht fällt in das vernarbte Gesicht des Mannes, als er den Vorhang am Eingang zur Seite schlägt und seinen Blick durch die Straßen Ratschets bis hinunter zum Hafen schweifen lässt. Dort wartet nicht der übliche Anblick geschäftiger Goblins, sondern ein bunter Haufen aller Völker, gereiht von einem der Kontoren, über eine Stelling bis zum Deck eines Dreimasters hinauf, eifrig dabei Vorräte auf das Schiff zu verladen. Wohl waren dem Ruf nicht nur wenige, sondern viele gefolgt. Alte Gesichter, auf dem Weg ihre Heimat den Fängen der Legion zu entreißen. Aber auch Unbekannte, auf der Suche nach Abenteuer und einer neuen Heimat.

Langsam nähert sich die ungleiche Gruppe der arbeitenden Menge und im Tageslicht lässt sich bei einigen der Streiter ein Wappen auf ihren zerschlissenen Wämsen erkennen: Ein weißer Anker auf rotem oder violettem Grund ziert die Brust der Frauen und Männer. Der Elf bildet die einzige Ausnahme. Kein Banner, kein Wappenrock, nur kalter Stahl bedeckt seine Brust, als er über die Pier stapft. Doch bevor die Gruppe das Schiff erreichen kann, löst sich ein Zwerg aus der Menge und stellt sich ihnen in den Weg. Mit grimmiger Miene blickt der Zwerg mit pechschwarzem Bart in die Augen des Elfen, bevor er seine brummende Stimme erhebt. „Wie lange habt Ihr diesmal vor Lichthafen zu besuchen, Dämmerklinge?“, schnaubt er und verschränkt die Arme vor der Brust.

Der Elf neigt den Kopf in die Schräge und zieht langsam seine Augenbrauen zusammen, bevor er dem Zwerg antwortet. „Ich komme nicht zu Besuch und nicht aufgrund eines Befehls. Dieses Mal treibt mich mein eigener Wille.“, erwidert er nüchtern und erntet ein langsames Nicken des Bärtigen, bevor ihm dieser die Faust gegen die gepanzerte Brust schmettert. „Dann solltet Ihr vielleicht das hier anziehen, bevor wir Segel setzen.“ Der Blick des Elfen senkt sich zu der Faust des Zwergs und seine Mundwinkel heben sich, als seine Augen auf das rote Stück Stoff zwischen seinen Fingern fallen. Mit einem kurzen Ruck der rechten Hand entreißt er dem Schwarzbart den roten Wams, wirft ihn sich über und schmückt sich wie der Rest seines Begleiter mit dem weißen Anker. „Zu freundlich.“, brummt er amüsiert zum Zwerg hinab, dessen düstere Miene sich langsam zu einem Grinsen lichtet. „Schön Euch wieder zu haben, Dämmerklinge.“, hallt es von unten herauf. „Ich fürchte nur Naga und Dämonen werden Euch keinen so freundlichen Empfang bereiten.“

„Ich habe diese Stadt oft genug verteidigt, um zu wissen wie man sie erobert, Herr Zwerg. Und davon werden uns weder Naga, noch Dämonen abhalten.“, ist die Antwort des in Rot gemantelten Hünen, als die Gruppe den Weg nun gemeinsam mit dem Zwerg ihren Weg die Stelling hinauf fortsetzt. Kurz bevor die Füße des Blutelfen jedoch das Deck betreten, schnippt er den kleinen Gegenstand in seinen Fingern zur Seite und ein leises Platschen erklingt, als dieser die Wasseroberfläche durchbricht. So versinken die blutroten Schwingen eines eisernen Phönix langsam auf dem Grund der Bucht, während die letzten Vorbereitungen zur Abreise getroffen werden und der lichte Rest von Palast – und Kronwache sich auf ihre Kammern begeben.

Die Sonne neigt sich bereits dem Horizont, als die Leinen des Schiffes eingeholt werden und sich der Rumpf von der Pier löst. Lange Ruder tragen den Dreimaster aus der Bucht hinaus, bevor die scharlachroten Segel fallen und sich im Wind vor den Masten spannen.

Langsam verschwinden die Lichter vor Ratschet und die Einöde des Brachlandes im Hintergrund. Lichthafen aber rückt näher.