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Die Graufelsfeste

Am heutigen Abend konnte man im Industrieteil des Hafens zwei Zwerge bei einem Austausch belauschen. Einer davon stand hinter einem Karren, der andere direkt auf der Ladefläche. Gemeinsam beschäftigten sie sich damit, den Transporter mit frisch gegossenen Stahlbarren zu beladen. So werden die schweren Blöcke aus Werkstoff vom Palett vom Boden aus durch die behandschuhten vier Hände der Zwerge auf den Karren geladen. Stück für Stück, bis sich der Stapel so allmählich aufbaut.

„He, woher kommt das Eisen eigentlich noch? Die alte Mine ist doch bereits seit Wochen erschöpft. Der Eingang wurde sogar gesprengt.“ Brummt der erste der beiden Genossen bärtig. Erhofft er sich etwa, dass die ganzen Barren sich in Staub auflösen und er sich einen ruhigen Abend im Anker machen kann?

„Nein.“ Lautet die Antwort seines Kameraden. „Das sind alles noch Vorräte von Damals. Weisst Du Trottel denn nicht, dass ein Hochofen seine Zeit benötigt, um hochwertigen Stahl herstellen zu können?“ Giftig war sein Blick, welcher er dem Artgenossen neben dem Pallet schenkte. So etwas muss man als Zwerg doch einfach wissen!

Ein Brummen folgte als Antwort darauf, als man ihm bereits den nächsten Stahlbarren überreichte. Mit dieser Bloßstellung gibt er sich dann offenbar aber doch nicht zufrieden. „Das weiss ich doch!“ Grölte er. „Mir war nur nicht bewusst, dass der Vorrat noch so lange anhält. Sag mal… Wie wird das eigentlich in der Zukunft ablaufen? Ich habe mir sagen lassen, dass auf Geheiß unserer Regentin eine neue Mine erschlossen wurde im tristen Tal.“

„Korrekt.“ Folgte es nur als knappe Antwort. Der Barren wurde aus seinen Händen genommen und ergänzt nun den sauberen Metall Stapel auf dem Karren.“

„Wie kommt es dann, dass auf dem Graufels nun seit mehreren Monaten ein Bauwerk errichtet wird? Eine Mine wird doch meistens am Fuss eines Berges errichtet und nicht auf Spitze.“ Ergänzt er fortlaufend, wobei die Arbeit weiter eher trödelnd wahrgenommen wird.

Sicherlich erfreut über den Zustand, dass sein Genosse lieber faselt, statt anzupacken erhebt er seine Stimme. Die Tonlage ist als genervt zu kategorisieren. „Du wirst hier für die Arbeit bezahlt, nicht fürs Schwadronieren! Die Mine ist das wertvollste Exportgut unseres Freistaates. Natürlich liegt es im Interesse der Regentin, dass die Quelle dieses Geldflusses gut beschützt wird. Gerade weil auch Strafarbeiter zum Einsatz kommen spielt Sicherheit eine grosse Rolle. Ist dir etwa nicht bewusst, dass man vom Schattenwald direkt ins triste Tal spazieren kann? Wäre doch fahrlässig dort keine Befestigung zu errichten. Was ist, wenn die Trolle wiederkommen?! Und jetzt halt deine Schnauzte und mach weiter.“ Brummt er.

Doch statt wie gefordert weiter zu arbeiten verschränkt der Zwerg am Pallet nun seine Arme. Trotzig blickt er empor zu seinem Vorgesetzten. „Ist das so? Ich habe mir sagen lassen, dass es sich dabei um einen Orden für Lichtgläubige handelt. Quasi in direkter Konkurrenz zum Orden des aufstrebenden Lichts.“ Sein Blick wirkt gefasst, während er eine Antwort auf seine Aussage abwartet.

Der bärtige Kerl, welcher sichtlich genervt auf dem Karren steht und auf Nachschub wartet starrt seinen Artgenossen entrüstet an. Sein Gesichtsausdruck bittet förmlich darum, dass er endlich seine Klappe halten soll. Doch das Blatt wendet sich dann, als seine Aussage vernommen wird. Wo man nun eine Backpfeife erwarten würde folgt dann ein bauchiges, schallendes Gelächter. Ein Gelächter, welches man vermutlich in einem klaren Radius im Hafen vernehmen konnte. Es wirkt für einen Moment sogar so, als würde er sich gar nicht mehr fassen können.

Irritiert blickt der Hafenarbeiter empor zum Schmelzmeister. Die buschigen Augenbrauen werden deutlich emporgehoben, um seine Verwirrung zu untermalen.

Erst nach einer halben Minute klingt das Grölen wieder aus. Der Schmelzmeister räuspert sich, atmet dann einmal tief durch. „Bei den Titanen… Du bist ein absoluter Trottel.“ Brummt der ihm entgegen. Seine Aussage wird erst gar nicht begradigt. „Jetzt macht schon weiter, ansonsten suche ich mir jemanden der für die Münzen auch arbeitet und mir nicht mit seinen Verschwörungstheorien in den Ohren hängt!“

Und damit endete das Gespräch dann auch und die Arbeit wird fortgesetzt. Der Karren wird mit den Barren beladen und wird dann zu einem der Fregatten transportiert, auf welcher der Werkstoff Lichthafen bald verlassen wird.