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Auf goldenen Schwingen  

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Leoly
(@leoly)
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28. Oktober 2024 12:10  

Goldrausch

Ein aufgeregtes Gemurmel liegt über Lichthafen. Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen den Gipfel der Nebelspitze küssten, jagte ein Wort durch die Strassen und über den Marktplatz: Gold! Tief in den Stollen der Jarngorfmine, der grössten Mine im Königreich, soll eine Ader des begehrten Edelmetalls entdeckt worden sein. Was gestern noch hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde, ist heute in aller Munde. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer, beflügelt von den Hoffnungen und Spekulationen der Bewohner.

Auf dem Marktplatz, zwischen den Ständen der Händler, die ihre Waren feilbieten, tauschen sich zwei Bürger angeregt aus. "Es heißt, die Ader sei so mächtig...", beginnt der eine, ein stämmiger Sin’dorei, mit schwieligen Händen, "...dass sie Lichthafen in ungeahnten Reichtum baden wird!" Sein Gegenüber, ein kräftiger Zwerg mit rotem Bart, nickt eifrig. "Ein Zeichen der Gunst der Titanen!", ruft er aus. "Sie haben unser Flehen erhört!" Doch in der Menge mischen sich auch besorgte Stimmen. Eine alte Frau mit einem Korb voller Äpfel murmelt: "Hoffentlich treibt das Gold die Preise nicht in die Höhe. Was soll dann aus uns armen Leuten werden?"

Einige Händler spielen wohl schon mit dem Gedanken, die Preise für ihre Waren zu erhöhen. Andere wiederum, werkeln eifriger denn je, in der Hoffnung, bald reichlich Aufträge durch die zunehmende Kaufkraft zu gewinnen.

Doch was verbirgt sich wirklich in den Tiefen der Jarngorfmine? Entspricht das Gerücht der Wahrheit? Die Verdoppelung der königlichen Garde vor der Jarngorfmine deutet darauf hin, dass an dem Gerücht etwas dran sein muss. Eines ist sicher: Der Fund hat die Fantasie der Bewohner Lichthafens beflügelt und sorgt in den Tavernen und Werkstätten für reichlich Gesprächsstoff. Die Spannung in der Stadt ist greifbar!


Liora zugestimmt
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Leoly
(@leoly)
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29. Oktober 2024 22:37  

Die goldene Geste

Der Mond warf lange, klauenartige Schatten, die sich wie unheimliche Finger über die Kais von Lichthafen legten. Ein beissender Geruch von Salz und Fisch hing schwer in der feuchten Nachtluft, vermischt mit dem süßlichen Duft exotischer Gewürze, die aus den Laderäumen der Handelsschiffe quollen. Jan und Hannes hockten, in ihre dicken Segeltuchmäntel gehüllt, auf einem Stapel alter, modriger Fässer. Die Öllaternen warfen ein flackerndes Höllenlicht auf die nassen Pflastersteine und die dunklen, massigen Silhouetten der Schiffe, die sich sanft im Wasser wiegten. Das Knarren der Taue und das Flüstern der Wellen vermischte sich mit den Schreien der Möwen, die über ihren Köpfen kreisten.

"Verflucht nochmal, ist das 'ne neblige Nacht", brummte Jan und zog seinen Kragen höher, um sich vor dem kalten Wind zu schützen. Hannes, die Pfeife fest zwischen den Zähnen, nickte nur und spuckte einen braunen Tabaksaft in die Dunkelheit. "Du, Jan", sagte er mit gedämpfter Stimme, seine Augen auf eine schemenhafte Gestalt in der Ferne gerichtet, "hast du das gesehen? Dort drüben... ich glaube, das war die Königin!"

Jan, der gerade dabei war, seine Pfeife mit grobem Tabak zu stopfen, starrte ihn ungläubig an. "Die Königin? Hier? Um diese Zeit? Bist du meschugge? Die sitzt doch sicher in ihrem Schloss und zählt ihre Goldstücke!"

Hannes stiess ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen. "So wahr ich hier sitze! Ich hab sie mit eigenen Augen gesehen! In goldener Samt und Seide, mit einem Diadem auf dem Kopf, besetzt mit funkelnden Diamanten, sag ich dir..."

"Und was, zum Teufel, hat die hier getrieben?", fragte Jan, nun hellwach und die Pfeife vergessen.

"Die hat mit dem Hafenmeister und 'ner rothaarigen Zöllnerin vor der Verwaltung gequatscht", flüsterte Hannes, die Augen vor Aufregung weit aufgerissen. "Hab gehört, die Königin wollte Zollgebühren für irgendwas bei der Einreise erlassen."

"Zollgebühren erlassen?", Jan kratzte sich am Kopf. "Was soll denn das für 'nen Sinn machen? Der Staat braucht doch das Geld! Oder will sie etwa Schmuggler ins Land locken?"

Hannes grinste. "Vielleicht will sie ja einfach, dass mehr Leute nach Lichthafen kommen. Oder sie hat 'nen Schatz gefunden und ist jetzt so reich, dass sie das Geld nicht mehr braucht." Er lachte. "Wer weiß? Vielleicht ist die rothaarige Zöllnerin ja ihre heimliche Geliebte und..."

"Psst!", zischte Jan, "sei still! Was, wenn die uns hören?"

Hannes zuckte mit den Achseln. "Egal warum, ich find's super! Weniger Steuern sind immer gut!"

Jan schüttelte immer noch ungläubig den Kopf, aber ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Die Vorstellung von einer Königin, die sich nachts heimlich im Hafen herumtrieb, war einfach zu absurd, um nicht amüsant zu sein. Plötzlich ertönte ein lauter Glockenschlag aus der Distanz, der durch die neblige Nacht hallte. Die Pause war vorbei. "Verdammt", murmelte Jan, "die zweite Schicht erledigt sich nicht von selbst." Er klopft seine Pfeife aus und sprang vom Fass. "Komm schon, Hannes, zurück an die Arbeit!"

 


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Leoly
(@leoly)
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6. November 2024 0:02  

Goldener Schein im Nebel

Ein erstauntes Raunen durchzog die Gassen der Stadt an diesem kühlen Novemberabend. Dichter Nebel hing zwischen den Häusern und hüllte die Stadt in ein geheimnisvolles Zwielicht. Doch selbst der dichte Schleier konnte nicht verbergen, was sich am Brunnen in der Stadtmitte ereignet hatte: Er erstrahlte in einem warmen, goldenen Glanz!

Die wenigen Bürger, die sich trotz der Kälte und der frühen Dunkelheit noch auf den Strassen aufhielten, blieben wie angewurzelt stehen. Der Brunnenrand, sonst matt und grau, funkelte nun in reinstem Gold. Feine, golden leuchtende Blüten rankten sich um das Becken, ihre zarten Blütenblätter trotzten der Kälte und schienen die Dunkelheit zu erhellen. Und inmitten des Brunnens erblühte, wie von Zauberhand, eine majestätische Lotusblüte, deren goldenes Licht die Nebelschwaden durchdrang.

"Was ist denn hier geschehen?", fragte ein Soldat während seiner Patrouille mit erstaunten Stimme, während er seine Laterne näher an den Brunnen hielt. "Ein Wunder!", flüsterte eine alte Frau, die sich auf ihrem Weg zum Markt verirrt hatte und soeben andächtig vor dem Brunnen stand. "Ein Zeichen der Hoffnung in dieser dunklen Jahreszeit!"

Die Nachricht von dem goldenen Wunder verbreitete sich schnell in der Stadt. Neugierige öffneten ihre Fenster und spähten in die Nacht hinaus. Selbst in den warmen Stuben der Tavernen verstummten die Gespräche, als die Kunde von dem leuchtenden Brunnen die Runde machte.

Die ungewöhnliche Verwandlung des Brunnens liess die Gerüchteküche in der Stadt natürlich brodeln. Manche flüsterten, die Königin selbst habe in der Nacht heimlich den Brunnen besucht und ihn mit einem goldenen Zauber belegt, um ihren Untertanen in der kalten Jahreszeit Mut zu machen. Andere vermuteten, dass die Alchemisten des königlichen Hofes ein besonderes Elixier gebraut hätten, dessen magische Wirkung sich nun im Brunnen manifestiere. Wieder andere erinnerten sich an eine alte Legende, die von einem goldenen Drachen erzählte, der tief unter der Stadt schlafen soll und dessen Atem die Kraft besitzt, alles in Gold zu verwandeln. Hatte sein Atem den Brunnen erreicht?

Was auch immer die wahre Ursache für die wundersame Verwandlung sein mochte, die Bürger der Stadt waren sich einig: Der goldene Brunnen war ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes in diesen dunklen Novembertagen.


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Leoly
(@leoly)
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9. November 2024 14:33  

Gold in den Taschen

Die Gerüchteküche in Lichthafen brodelt! Es ist kaum zwei Wochen her, dass die Kunde vom sagenhaften Goldfund in der Jarngorfmine die Runde machte, und nun scheint sich die Kunde auf eine unerwartete Weise zu bestätigen. Nicht durch eine offizielle Verkündung, nein, die Angestellten des Königreichs erlebten heute bei der wöchentlichen Auszahlung ihrer Löhne eine höchst angenehme Überraschung.

"Ich traute meinen Augen kaum!", flüstert ein junger Stallbursche einem verdutzten Wachmann zu. "Mein Beutel war deutlich schwerer als sonst!" Der Wachmann nickt, ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. "Mir geht es genauso! Es heisst, die Vorgesetzten wurden bereits vorab informiert, aber für uns war es eine wahrhaftige Überraschung."

„Stell dir vor, mein Gehalt ist um 15% gestiegen!“, raunt der Buchhalter dem Zöllner verschwörerisch zu, während sie in der Mittagspause an ihrem Stammtisch im gut besuchten "Gefüllten Krug" sitzen und sich ein paar Biere gönnen. „15%? Lächerlich!“, entgegnet der Zöllner mit vollem Mund und wischt sich den Bierschaum vom Bart, „meins ist um satte 30% erhöht worden!“ Zumindest wir dies so behauptet. Der Buchhalter verschluckt sich fast an seinem Schluck. „Unglaublich! Woher soll der König denn so viel Gold nehmen?“, fragt er ungläubig und blickt durch den dunstigen Schankraum auf die anderen Gäste, die lautstark ihre Gespräche führen und ihre Krüge aneinanderstossen. „Die Mine kann doch unmöglich so ergiebig sein…“

Natürlich wird wild spekuliert, was die Königin mit dieser Geste bezwecken will. "Sie ist einfach nur grosszügig!", lallt ein betrunkener Bauer, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann. "Nein, sie will die Loyalität ihrer Untertanen sichern!", vermutet ein schmieriger Händler, der am Nebentisch mit einem Edelmann verhandelt. "Vielleicht ist es auch eine Art vorgezogenes Weihnachtsgeschenk?", hofft ein kleines Mädchen, das mit grossen Augen ihren Eltern am Tisch gegenüber sitzt.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. "Das ist doch nur ein Tropfen auf den heissen Stein!", meckert ein alter Fischer, der in der Ecke sitzt und vor sich hin brummelt. "Die Preise werden steigen, und am Ende haben wir nichts gewonnen!" Eine besorgte Weberin, die mit ihren Freundinnen am Stammtisch sitzt, stimmt ihm zu: "Und was ist mit uns, die wir nicht für die Krone arbeiten? Wir werden die Zeche zahlen!"

Obwohl die Privatwirtschaft nicht direkt von der Lohnerhöhung betroffen ist, bleiben auch die Geschäftsinhaber nicht unberührt. "Wenn die Leute mehr Geld haben, geben sie auch mehr aus!", freut sich Solanior und poliert die Gläser. "Hoffentlich steigen meine Lieferkosten nicht auch...", sorgt sich eine Verkäuferin. "Und was, wenn meine Angestellten jetzt auch mehr Lohn fordern?", überlegt ein Zimmermann.

Die gestärkte Kaufkraft des Volkes wird dafür sorgen, dass auch mehr Produkte bei den Geschäften gekauft werden. Die Inhaber werden durch den erhöhten Gewinn ermutigt sein, ihren Angestellten mehr Gehalt auszuhalten. Man möchte seine Fachkräfte ja auch nicht an das besser bezahlende Königreich verlieren.

Eines ist sicher: Der Goldfund in der Jarngorfmine und die unerwartete Lohnerhöhung haben Lichthafen in Aufruhr versetzt. Lauscht man all den Erzählungen, kann man von einer Erhöhung von etwa 25% ausgehen. Was die Zukunft bringen wird, weiss niemand. Aber die Spannung ist greifbar, und die Gerüchteküche wird wohl noch eine Weile brodeln.


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Leoly
(@leoly)
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22. November 2024 15:26  

Der goldene Fluch

Die Sonne tauchte den Leuchtturm von Lichthafen in ein warmes, goldenes Licht. Es war ein milder Tag für diese Jahreszeit. Oben, im kleinen Zimmer unter der riesigen Laterne, sassen der alte Tom, der Leuchtturmwärter, und sein junger Gehilfe Lars zusammen. Durch das offene Fenster wehte der Duft von Salz und Meer herein, vermischt mit dem süssen Aroma von Zucker, welcher im Hafen für das Verladen auf ein Handelsschiff vorbereitet wurde. Lars, aufgeregt und stolz, hielt eine glänzende Goldmünze hoch.

„Schau mal, Tom!“, rief er. „Meine Gratifikation! Und mit dem Bild der Königin drauf!“

Tom, der mit wettergegerbtem Gesicht und seinem treuen Fernrohr den Horizont absuchte, nahm die Münze entgegen und musterte sie kritisch. „Hm“, brummte er, „reines Gold, so wie es scheint. Die Königin lässt sich nicht lumpen.“

„Ja“, strahlte Lars, „alle haben so eine bekommen! Die Kassen müssen ja prall gefüllt sein, nach dem Jahr…“

Toms Miene verdüsterte sich. „So viel Gold an Land… das ist gefährlich, Lars. Das lockt Ungeziefer an.“

Lars sah ihn fragend an. „Ungeziefer? Was meinst du?“

„Piraten, mein Junge!“, sagte Tom mit einer bedeutungsvollen Kopfbewegung in Richtung des glitzernden Meeres. „Denk an die reichen Ladungen, die hier ein und aus gehen. Zucker, Rum, Salz, Spirituosen… und jetzt auch noch die ganze Stadt voll mit Gold! Das ist wie ein Festmahl für die gierigen Hunde!“

Lars schluckte. „Du glaubst, die greifen an?“

„Wenn sich die Nachricht erstmal verbreitet hat…“, sagte Tom und sein Blick wurde hart, „dann werden sie in Scharen kommen, wie die Haie auf den Blutgeruch. Klar, wir haben ‘Madaya’, unser Flaggschiff, und die Befestigungen sind gut mit Kanonen bestückt, aber was soll das schon gegen eine ganze Armada ausmachen? Die werden uns mit Mann und Maus überrennen!“

„Aber die Königin hat doch die Garnison verstärkt! Und wir haben nun sogar ein Trockendock!“, wandte Lars ein.

Tom winkte ab. „Ein paar grüne Rekruten mehr? Die werden doch nur Kanonenfutter für die erfahrenen Piraten! Die lachen doch über unsere Soldaten, die schon beim Anblick einer etwas höheren Welle die Hosen voll haben! Und selbst mit einem Trockendock dauert es, bis so ein Schiff gebaut wurde.“

Tom schnaubte verächtlich. „Landratten! Die können vielleicht 'nen Streit unter Bauern schlichten, aber gegen echte Seebären sind die machtlos! Die werden überrannt, ehe sie überhaupt 'nen Säbel gezogen haben!“

Lars starrte ängstlich auf das Meer, das heute so friedlich aussah. Die Goldmünze in seiner Hand fühlte sich plötzlich schwer an, wie ein schlechtes Omen. Hatte die Königin, mit ihrer Grosszügigkeit, unwissentlich ein falsches Signal gesetzt? War der Goldglanz der Münzen ein Lockruf für die Piraten, die im Schatten der Inseln lauerten? Ein unangenehmes Gefühl der Vorahnung legte sich über Lars, und der bedeckte Himmel erschien ihm plötzlich trügerisch und bedrohlich.


Liora, Venisa und Adrian zugestimmt
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