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Der etwas andere Import  

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Lafeya
(@lafeya)
Beigetreten: vor 5 Jahren
Beiträge: 23
17. Januar 2025 12:55  

Ein Abend wie jeder in der umtriebigen Hauptstadt der Orks und Trolle. Zwar neigte sich die Abendsonne bereits dem Horizont entgegen, doch das hatte keinen Einfluss auf das emsige Treiben in den Straßen Orgrimmars. Ebenso wenig auf den Hafen der Stadt, in dem einige Schiffe verschiedenster Größen lagen und selbst zu dieser Stunde noch be- und entladen wurden. Darunter befand sich auch das prächtige Handelsschiff Goldsonne, das kurz vor seiner letzten Kehrtwende zurück in den Heimathafen Lichthafen stand.

Das Schiff schien gerade die letzten Vorbereitungen für die Abfahrt zu treffen. Waren wurden an Bord gebracht, entweder über die abenteuerlich schwingende Reling oder, im Fall größerer Ladungen, mithilfe des Lastenkrans. Um den Kran herum tummelte sich ein Pulk aus Hafenarbeitern, Besatzungsmitgliedern und wenigen Kunden, die ihre Waren verschiffen wollten.

„Papiere?“ Die monotone Frage kam aus dem Mund eines Seemanns in der einfachen Tracht der Goldsonne-Crew. Er wandte sich einem Goblin zu, der vor ihm stand und einen mit einem dichten Netz verschnürten Karren voller Kisten schob. Ohne zu zögern zog der Goblin ein leicht verschlissenes Pergament aus einer Tasche und reichte es dem Seemann. Dieser studierte die Liste mit konzentriertem Blick und musterte die Ladung, bevor er den Goblin wieder ansah.

„Die Ware und du, wie immer?“ fragte der Seemann weiter. Der Goblin schüttelte den Kopf und winkte einen einfach gekleideten Troll heran, der hinter dem Karren wartete. „Ausbildung. Erste Seefahrt. Hilft mir beim Transport“, erklärte er in dem für Goblins typischen, markanten Tonfall. Man konnte nie sicher sein, ob ihr Lächeln freundlich oder verschlagen war — ein Klischee, das oft genug stimmte.

Der Seemann sah den Troll kritisch an und kniff die Augen zusammen. „Ware und eine Person. Das war bisher unsere Abmachung, Marti.“ Der Goblin nickte und griff mit einer schnellen Bewegung an seine Seite. Ein Goldbeutel wechselte den Besitzer. „Ich sagte doch: Ausbildung. Man muss doch mit jemandem fahren, der Bescheid weiß, nicht wahr?“

Der Seemann versteckte den Beutel unauffällig in seiner Tasche. „Muss ich mir Sorgen machen?“

Ein kaufmännisches Grinsen huschte über Martis Gesicht. „Nicht doch. Alles wie immer. Die Sonderabfertigung ist vorbereitet, ja?“ Sein skeptischer Blick blieb für einen Moment auf dem Seemann haften.

Der Seemann nickte gelassen. „Alles wie immer“, wiederholte er und gab ein Zeichen zum Deck. Ein Schiffsjunge brachte den Lastenkran in Bewegung, der die Ware langsam an Bord hob.

Marti schlenderte zurück zu seinem Troll-Gehilfen. „Dir sollte klar sein, was wir hier transportieren, Chi“, sagte er leise, während er sich umsah, als würde er etwas suchen. „Die wichtigen Kisten sind markiert. Auf dem Schiff prüft niemand etwas, solange du ihnen keinen Grund gibst. Am Hafen wartet ein Beiboot, das uns um die Kontrolle herummogelt. Tu genau, was ich sage, sprich nicht ohne Not, und komm nicht auf die Idee, etwas einzustecken. Alles wird kontrolliert. Wenn etwas fehlt, rollen Köpfe — erst meiner, dann deiner. Verstanden?“

Chi nickte zügig, seine Ohren zuckten nervös. „Ja, Chef.“

Mit knappen Anweisungen gelangten Goblin und Troll an Bord, während die letzten Waren im Laderaum verstaut wurden. Die beiden setzten sich im Lager nieder, ohne ein Wort zu wechseln. Nur das sanfte Schaukeln des Schiffs und das leise Knarren des Holzes begleiteten sie.

Nach einer stillen Mahlzeit konnte Chi seine Neugier nicht mehr zügeln. „Was genau transportieren wir?“

Marti sah ihn ernst an. „Du musst nur wissen, was man dir sagt. Je weniger du weißt, desto sicherer bleibt dein Kopf auf deinen Schultern.“

Chi widersprach hartnäckig: „Wenn ich nichts weiß, wie soll ich dann reagieren, wenn etwas passiert? Du willst doch auch, dass alles glattgeht.“

Marti seufzte, kaute gemächlich weiter und zeigte auf Chis Dolch. „Die markierten Kisten haben eine Tarnung. Sollte jemand tiefer graben, wird es ernst. Das da ist dein letzter Ausweg. Warte nicht zu lange.“

Die Nacht kam und das Schiff glitt ruhig durch die See. Während Marti bald einschlief, blieb Chi wach. Seine Neugier trieb ihn, und er machte sich mit einer Lampe auf den Weg. Die Schatten warfen lange Zungen, und er trat leise durch die engen Gänge des Frachtraums.

Plötzlich erstarrte er. Vor ihm saß eine Kaldorei-Elfe in grünbraunem Leder, den Kopf gesenkt, einen alten Lederhut tief ins Gesicht gezogen. Ihre langen Beine erstreckten sich vor ihm. Neben ihr lag, kaum sichtbar im Dunkel, ein Eisbär, dessen neugierige Augen den Troll fixierten.

Chi hielt die Luft an. Seine Hand glitt zu seinem Dolch, doch der bedächtige Blick des Bären ließ ihn zurückweichen. Schritt für Schritt wich er in die Dunkelheit zurück. „Scheiße“, murmelte er, als er sein Lager erreichte.

Der Platz wieder in erneute Dunkelheit getaucht, hält der weiße Bär noch einen Moment lang neugierig den Kopf erhoben, als würde der Troll jeden Augenblick wieder aus den Schatten treten. Doch da hebt sich schon die oben liegende rechte Hand der Elfe und gleitet blind zur Seite in Richtung Bär, bevor sie sanft tätschelnd auf dessen Flanke ruht. Ein weiteres, tiefes Murren folgt, ehe der Bär seine Schnauze erneut zwischen die Vorderpranken bettet und die Augen schließt. Die Hand der Elfe wandert daraufhin in aller Seelenruhe zurück zu ihrem Gegenstück auf ihrem Schoß.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen lag Marti da, während er den klaren, blauen Himmel unter seinem Sonnenschirm betrachtete. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, lehnte er bequem in seiner Strandliege und ließ die Sonne auf seine Haut brennen. Ein tiefes Einatmen und ebenso langgezogenes, genüssliches Ausatmen folgten, ehe seine freie Sicht auf den Himmel von etwas für ihn viel Schönerem verdeckt wurde. Nackt, wie sie geschaffen war, kletterte eine Goblina auf seine Liege. Mit einem lässigen Blick und einem süffisanten Lächeln auf den Lippen ließ sie sich auf seinem Becken nieder. Ihre Arme streckten sich nach vorn, und die gespreizten Finger glitten durch sein Brusthaar. Ein genüssliches Seufzen entwich ihren Lippen.

„Ach~, Marti, wie lange ist es her, dass wir einmal wieder Zeit für uns hatten?“ Die verführerische Stimme der Goblina schmeichelte seinen Ohren, während sie ihr Becken lockend vor und zurück wiegte. „Viel zu lange“, dachte sich Marti, und wie wenn sie seine Gedanken lesen könnte, nickte die Goblina wissend. Sie beugte sich tiefer zu ihm, ihre zarten, warmen Hände glitten über seine Schultern. Ihr leicht rötliches, welliges Haar fiel in sanften Locken an ihrer Wange hinab, während ihr dunkler, verlangender Blick sich seinem Gesicht näherte.

„Ach~, Marti~. Endlich hast du es geschafft. Du bist an der Spitze angekommen, mein großer, starker Marti!“ Ihre Stimme wurde noch sinnlicher, die Bewegungen ihres Beckens noch betörender.

Marti schloss die Augen, ein kraftvolles, zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen – doch plötzlich riss ihn die Stimme zurück in die Realität. „Marti~?“

Die Stimme klang jetzt anders. „Marti?!“ – Chi?!

Er fuhr hoch. Statt der roten Locken und des sinnlichen Blicks war es Chi, der ihn an den Schultern schüttelte, Panik in seinen Augen.

„W-was?“, murmelte Marti benommen.

„Wir haben ein Problem!“, zischte Chi flüsternd.

Marti schob die Hände gegen die Brust des Trolls und drückte ihn weg, seine Miene verfinstert. „Was ist los, verdammt nochmal?“ Sein Blick flog zur Ware neben ihm – unberührt und sicher verschnürt.

Chi deutete hastig den Gang hinunter. „Kaldorei! Sie ist nur wenige Meter entfernt, in einer der Ecken!“ Mit beiden Zeigefingern wies er auf seine Ohren.

Martis Braue hob sich misstrauisch, während er den Flur hinabblickte. „Und du hast nichts unternommen?“

Chi schüttelte energisch den Kopf. „Eisbär!“

„Eisbär?“ Martis Gesicht zeigte Verwirrung.

Chi nickte und beschrieb die Größe mit seinen Händen. „So ein Vieh hat sie dabei.“

Marti schwieg nachdenklich. „Bist du sicher, dass sie uns bemerkt hat?“

Chi zuckte mit den Schultern. „Sie hat geschlafen. Ihr Gesicht hab ich nicht gesehen. Sie trug einen Hut.“

Martis Augen verengten sich. „Und genau deshalb solltest du leise sein, Chi!“

Er machte eine Geste zum Schweigen. Die Zeit verging, bis das Schiff schließlich im Heimathafen anlegte. Marti und Chi gingen an Deck, den schmalen Gang entlang, vorbei an den Kisten – bis sie die Stelle erreichten, an der die Elfe gewesen war. Martis Blick strich nur flüchtig über sie. Sie war beschäftigt, den Bären mit einem Geschirr zu versehen. Der Bär schien die Szene mit einem müden Blick zu beobachten.

Chi warf einen längeren Blick auf die Elfe – und kreuzte dabei ihren Blick. Sie lächelte, hob einen Finger zu den Lippen und zwinkerte. Chi erstarrte kurz, dann hastete er Marti hinterher.

„Ist was?“, fragte Marti über die Schulter.

„Nein, nein, alles gut!“, antwortete Chi nervös.

Marti verharrte kurz und hob etwas skeptisch dreinblickend eine Braue an. „Mhm~“, brummte er und gab ein Zeichen zum Weitergehen.


Adrian zugestimmt
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