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Von (Grab-)Gesteinen und Erinnerung  

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Valtharis
(@valtharis)
Beigetreten: vor 2 Jahren
Beiträge: 2
5. Februar 2023 11:37  

"Sie alle, du eingeschlossen, kennen den Granit. Und vielleicht kennst du sogar den Ryolith, die vulkanische Ausprägung des Granits. - Und dann kennt ihr den Basalt... aber warum dann nicht den Gabbro, den in vollkommener Ruhe, in der warmen Umarmung der tiefen Erde langsam ausgehärteten Gabbro, dessen vulkanische Ausprägung der Basalt wäre." Kromorush, der Schamane aus der Kultur der Mag'har stellt diese Frage als müsste Harvey ihre Antwort kennen. Aber ein amüsiertes Schmunzeln huscht über die Lippen des Orcs, während er mit den massigen Händen über die raue Oberfläche der rohen Basaltklötze streicht. Rauer als eine polierte Marmorplatte oder ein Siltstein, aber wiederum glatter als der gewaltige graue Sandsteinbrocken zu seiner Linken.

"Erinnerung.", löst der Schamane seine Frage auf, bevor er es dem Schüler überhaupt ermöglicht eine durchdachte Hypothese auf zu stellen.

"Der Granit besticht durch einzigartige Farben und Muster, die den Feldspäten und dem Glimmer zwischen dem ganzen Quarz entspringen. Der Basalt, eine einheitliche, feine graue Masse aus winzigsten Kristallen die alle keine Zeit hatten sich überhaupt zu einer Größe zu entwickeln, wie man sie aus dem Gabbro oder dem Granit kennen würde. Aber er erstarrt in einzigartigen sechseckigen Säulen in den Schloten mächtiger Vulkane. Der Ryolith wiederum vermag vielleicht durch ähnliche Farben bestechen, wie der Granit. Aber wie der Basalt wirkt er sehr einheitlich, allerdings heller und dennoch... vielleicht mögen ihn viele als eher Langweilig empfinden. Er bildet keine mächtigen Säulen. Und der Gabbro... er ist einfach nur ein massiger, grauer Stein. Wie der dunkle Spiegel des Granits. Er hat nichts an sich, was uns in Gedanken springen würde." Der Orc lässt den Blick über den Friedhof streifen, während er spricht. Mit dem Ausklingen seiner Worte, wendet er sich dem Sandsteinblock zu. Die braunen Finger gleiten über die Oberfläche und ertasten jedes einzelne, winzige Quarzkorn das die unebene Oberfläche dieses Gesteins aufbaut.

"Und genau wie niedergeschriebene Arten von Gestein, überdauert das Wissen unserer Ahnen nur durch unsere Erinnerung an ihre Einzigartigkeit. Und mit diesem Wissen das sie uns vermittelt haben, erringen wir ihre Gunst, würdigen das Wirken ihres Lebens. Wir Orcs singen Lieder von den Taten unsterblicher Helden, erzählen vom Weg mächtiger Waffen durch die Hände ihrer Träger. Je Prägnanter und einzigartiger, desto mehr festigt sich diese Erinnerung. Denk' allein an Broxigar, den mächtigen Krieger der mit einer Axt aus Holz durch das größte Dämonenportal sprang um dem mächtigsten Dämon dem ein Orc jemals gegenübertreten könnte einen Hieb zu versetzen. Diese Geschichte wird dich nie wieder los lassen, genau so wie sie mich nicht los lässt, seit ich sie in Orgrimmar gehört habe." Nun lacht Krom etwas auf und ein amüsiertes Grinsen huscht über seine Lippen. Er bleckt die Hauer etwas, als würde allein die Erinnerung an diese Geschichte sein Blut in Wallung bringen. Seine Hand greift fester um eine Kante des gewaltigen Felsbrockens.

"Dafür tun wir das hier. Für die Erinnerung. Die Erinnerung daran, die selben Fehler nicht ein weiteres Mal zu begehen. Und für die Erinnerung an die Krieger, deren Geister jenseits des Schleiers umherstreifen und deren Gunst wir uns sicher sein wollen. Kein Krieger soll vergessen werden. Jeder von ihnen wird hier einen Platz erhalten. Möge dieser Platz ihnen den Frieden bringen, der ihnen gebührt. Und möge ihr Blut, ihre Rache und ihr Zorn unsere Hände führen." Und so löst Kromorush seine Hand vom Felsbrocken, nur um nach einem Hammer zu greifen. Doch nicht nach einem Meißel, er greift einzig und allein den Hammer, holt aus und schlägt mit brachialer Gewalt auf die Kante des Felsklotzes um sie abzubrechen. Das klirrende Echo dieses Hiebes schallt über den Friedhof hinweg, in die Straßen Lichthafens hinaus.

 

Unregelmäßig vermag man, am hellichten Tage immer wieder im Verlauf der nächsten Wochen den Klang dieses Handwerks zu vernehmen, während Meister und Schüler die Felsen bearbeiten, die zu Erinnerungssteinen für die Gefallenen des Banditenüberfalls werden sollten. Auf die grobe Hammerarbeit, folgt dann sobald die feinere Arbeit mit dem Meißel, damit die Stücke von Tag zu Tag mehr Gestalt annehmen sollen. Wie die Witterung selbst nagen sie mit dem Werkzeug an der Macht und Beständigkeit dieser Felsen und doch soll jedes Bruchstück, jeder Rest sauber zusammengeräumt werden. Kein Geschenk der Erde soll Verschwendung erfahren. Ganz im Gegenteil.

Zur Mittagsstunde, wenn die Sonne am höchsten steht, kehrt eine Mittagsruhe ein, wo die Schamanen die Arbeit niederlegen und offenbar rituelles Rauchwerk auf dem Friedhof entzünden, das zusammen mit einer stillen Meditation ihren Respekt für die übrigen, dort ruhenden Toten, zum Ausdruck bringen soll. Auch Abends, mit dem Abschluss der täglichen Arbeiten, findet ein derartiges, kleines Ritual statt, mitsamt einer kleinen Gabe, meistens kleine Früchte, die zusammen mit dem letzten Rauchwerk verbrannt werden soll.

Roooooooobeeeeert!


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