Endlich nahm der Himmel einen rosig, goldenen Schimmern an, als die Sonne sich allmählich über der Insel erhob und zunächst einen romantisch, roten Schleier über die Bramswacht warf, gefolgt von den ersten, Hoffnung schenkenden Sonnenstrahlen, die gebrochen durch dichte Baumkronen fielen und die verblassten, fahlen Gesichter der nervösen Bewohner trafen. Kühl und klar dämmerte es nun und die Gefahren der Nacht schienen zu weichen, selbst wenn die unangenehme Angst sich bereits fest in den Magengruben der Anwohner verankert hatte. Erfrischend sanft waren die Windböen heute, die die Bäume und Büsche rascheln und flüstern ließen und doch lag eine ungewöhnliche Mischung aus Panik, Angst und bedrohlicher Stille in der Luft. Keine Panik, wie man sie kannte. Wie man sie sich vorstellte. Nein, es war still, nicht wirklich Chaotisch, sondern von einer Ruhe, die künftiges Verderben versprach.
Keine Holzfäller bei der Arbeit, keine Soldaten an den Grenzen. Dafür jedoch umso mehr von ihnen, auf und innerhalb der Mauern. Bewaffnet und auf alles, aber auch auf gar nichts gefasst. Irgend etwas war geschehen. Etwas, was sich die meisten nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können. Etwas, was die Truppe von Soldaten und Jägern gestern noch als alberne Scherzerei abtat, ehe die Realität ihnen, in Form eines hinterhältigen Dolch Stoßes zu erkennen gab, wie stark es ihnen an Vorstellungskraft mangelt.
„Die Feldärztin..? Biste dir sicher?“
„Ja! Naja, nur ihr Kopf! Nur der Kopf! Der wurde rüber geworfen!“
„Wo rüber?“
„Na über'n Fluss! Hörst du nich' zu? Nachdem die Brücke gesprengt wurde!“
„Das habe ich auch gehört.“
„Ob ihr Kopf jetzt in'ner Kiste beigesetzt wird?“
„Das waren Spinnen! Die wollten's ja nicht glauben...“
„Spinnen haben den Kopf geworfen? Die können werfen?“
„ ...“
So oder so ähnlich wird derzeit an allen Ecken der Wacht getuschelt. Getuschelt! Mehr aber auch nicht, denn es scheint, als würde niemand so recht wagen, über die abscheulichen Geschehnisse zu sprechen, die in der gestrigen Nacht vorgefallen waren. Wollten sie nicht darüber sprechen oder wollten sie es nicht wahr haben? Auch gingen die, die vor Ort waren, nur sehr geizig mit Informationen um. Wollten sie die Bürger nicht in Panik versetzen.. oder wussten sie selbst noch nicht, mit was für einem Ausmaß an Bosheit sie da zu kämpfen hatten? Wie schnell all das wohl die Stadt erreicht? Ob bereits ein Bericht versandt wurde? Der Kommandant ist bewusstlos, so heißt es. Doch auch viele andere mussten ins Lazarett, um sich seltsam, verätzte Hautstellen behandeln zu lassen. Spinnen, sagen sie, hätten eine Truppe von Jägern und Bramswachtlern ins schwitzen gebracht. Die Feldärztin, sagen sie, wäre inmitten dieser selbstsicheren Truppe ums Leben gekommen! Wie geht denn bitte sowas? Sie haben sie nicht beschützt?
Eben jener, Unruhe verbreitender Angst entspringt nun auch noch Zweifel.. Was ist geschehen? Und wie wird es weiter gehen? Ob bereits Notmaßnahmen getroffen wurden? Zumindest, so scheint es, wird jeder, der die Wacht betritt, einer Leibesvisitation unterzogen. Nach Pusteln, so heißt es weiter, wird gesucht. Pusteln..? Die Wachen auf den Mauern wurden verdoppelt, die Brücke gen Sumpf gesprengt...
(ooc: Alle, die sich im Wald hinter der Bramswacht, am Sumpf oder in der Nähe des Trolldorfs aufhalten, mögen sich bitte mit Brorim, Hannibal oder Kaeyra in Verbindung setzen.)